Virtuelle Welten – wie ein Raum in 3D entsteht

André Brömmel, 24. März 2018
Auf den Punkt:

3D bzw. CGI (Computer Generated Images) können Kosten sparen im Vergleich zur klassischen Fotografie.

Die Welt spricht von Augmented Reality, Virtual Reality, Animationen, CAD, BIM (Building Information Modeling) und Industrie 4.0 – und von 3D. Punktmacher hat für dormakaba den Auftrag erhalten, einige Räume zu erstellen, um das Produkt Uniquin, darin in verschiedenen Anwendungen eingebaut, darzustellen.

Die Fragen sind: Wie entstehen 3D-Räume? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um ein 3D-Rendering zu erstellen? Wie teuer ist ein 3D-Rendering? Wie lange dauert ein 3D-Rendering? Es gibt zig Antworten. Einige davon werden hier beantwortet.

Der Ablauf ist im Grunde identisch mit dem Ablauf bei klassischen Projekten und besteht aus:

  1. Kunden-Briefing
  2. Idee (Scribble)
  3. Konkretisierung der Idee und Kalkulation, Timing, nötige Daten und Entscheidung
  4. Umsetzung in mehreren Schritten
  5. Finales Rendering

Das Kundenbriefing

Das Briefing ist im Grunde erheblich, denn es enthält, was dem Auftraggeber wichtig ist und ob am Ende ein oder mehrere Bilder oder dazu eine Animation geliefert werden muss. Das wiederum hängt mit den Medien zusammen, für die das Rendering erstellt werden soll. Aus rein kommunikativer oder inhaltlicher Sicht ist dagegen wichtig zu wissen, was das Kommunikationsziel ist. Das ist insofern relevant, als das bekannt ist, dass in 3D rein technisch alles möglich ist – aber nicht alles, was möglich ist, ist sinnvoll. Vielmehr passiert es häufig, dass zu viele Details eingesetzt werden. Diese Details sorgen auf der einen Seite dafür, dass das Ergebnis nahe an der Realität ist, zugleich aber kann es sein, dass vor lauter Details die eigentliche Essenz des Bildes, der Ausdruck, verloren geht. Das gilt es, im Auge zu behalten.

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Neben einer groben Zeichnung, einem Aufriss, sorgen Details für eine erste Vorstellung über das, was später einmal als „Realität zu sehen sein soll.

Am Anfang ist die Idee: bestenfalls skizziert die Räumlichkeiten, Aufteilung, Größen und Größenverhältnisse, Möbel und weitere Utensilien. Wenn die Zeichnung koloriert und mit exemplarischen Materialien versehen ist, können später die richtigen Texturen (Oberflächen) hinzugefügt werden.

 

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Im zweiten Schritt entsteht aus der 2D-Zeichnung eine erste 3D-Ansicht in Form eines Gittermodells. Ohne größere Wartezeiten für Rechenleistungen kann hier einfach und schnell verschoben und verändert werden, wenn sich beispielsweise Objekte überlagern und relevante Dinge verdeckt werden.

Bestenfalls sehen sich Auftraggeber, 3D- und Kommunikationsagentur dieses Gittermodell mittels Videokonferenz und geteilten Bildschirmen an, um erste aber wichtige Korrekturen und Anmerkungen zu machen.

Ein Gittermodell entsteht. Objekte werden platziert, Brennweiten und Winkel bestimmt sowie die Höhe der Kamera (Perspektive). Dieses Gittermodell gibt einen ersten groben Eindruck der Räumlichkeit.

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Nächster Schritt kann ein sog. Preview sein, in dem bereits Texturen, also Oberflächen und Farben erkennbar werden. Das, was das fertige Motiv und die Authentizität allerdings ausmacht, das Licht, fehlt im Grunde gänzlich. Daher erfordert diese Ansicht noch immer Abstraktionsvermögen, Geduld und Vertrauen in die Partner, dass es letztlich authentisch werden wird.

Im Preview werden bereits Dinge konkret sichtbar und erkennbar. Farbstimmungen lassen sich erkennen, Perspektiven und Blickwinkel sind nun präzise zu bestimmen.

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Dieser Schritt ist im Grunde der vorletzte, bevor schlussendlich das Motiv über Stunden oder Tage gerendert wird. In diesem vierten Schritt müssen daher die letzten Änderungen gemacht werden, denn nach dem finalen Rendering ist das Motiv fertig. Weitere Änderungen müssten somit wieder im Gittermodell eingebaut, ggf. in der Preview begutachtet, abgestimmt und letztlich wieder hochauflösend gerendert werden. Ein Schritt, der nicht selten zwischen 300 und 800 Euro in Anspruch nimmt, abhängig vom Umfang der Änderung und der Größe/Auflösung des Renderings.

Das nahezu fertige Motiv: Lichter sind integriert, Details, Texturen und Farben wie auch Strukturen klar erkennbar. Aufgrund der niedrigen Auflösung sind jedoch Details nur auf Wunsch erkennbar und es fehlt selbstverständlich noch die Brillanz, die das Motiv überhaupt erst täuschend echt macht.

 

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Das finale Rendering. Meist in mittlerer Auflösung beispielsweise in DIN A3 bei 300dpi benötigt dieses Motiv ca. 10 Stunden im Rendering. Dort berechnen mehrere Rechner gemeinsam, wie Schatten fallen, wo Lichtkanten die Farbe heller werden lassen müssen etc. Aber ein sehr wichtiges Detail fehlt immer noch, denn selbst das letzte Rendering wird meist noch in Photoshop nachbearbeitet, um zum Beispiel Spiegelungen/Reflektionen im Glas (die zwar richtig berechnet, aber ggf. zu stark sind und die Gesamtwirkung schmälern) zurückgenommen. Spätestens jetzt ist klar, dass bei aller Automation und Technik noch immer Handarbeit und ein gutes Auge nötig sind, um aus einer Idee ein Bild zu erstellen.

Das fertige Motiv aus einer Perspektive. Insgesamt war das Millieu größer und es wurden insgesamt 4 Motive in unterschiedlichen Perspektiven herausgerendert, die dann in einer Vertriebsbroschüre eingesetzt wurden.

Der große Vorteil von 3D ist, dass wir Dinge in „Realität“ darstellen können, obwohl diese (noch) nicht existieren.

3D ist nicht das Allheilmittel. Noch immer kann es sich abhängig vom Motiv und dessen gewünschter oder nötiger Qualität lohnen, zu fotografieren oder mittels Stockmaterial und aufwendiger Retusche aus mehreren Bildern ein sog. Composing zu erstellen.

Der Anfang ist – und da schließt sich der Kreis – die Idee.

André Brömmel, 24. März 2018
Auf den Punkt:

3D bzw. CGI (Computer Generated Images) können Kosten sparen im Vergleich zur klassischen Fotografie.