Zaha Hadid ist nicht Punktmacher – dennoch ist Architektur Kommunikation

André Brömmel, 7. Oktober 2023
Auf den Punkt:

Von der Architektur kann die Kommunikation, das Marketing, lernen. Und umgekehrt. Denn beide verfolgen – wissentlich oder unwissentlich – die gleichen Ziele. Wiedererkennbar zu sein und einen Impact zu erzeugen auf jene, die sich mit eben dieser Architektur oder Kommunikation identifizieren können. Und weil Totalität nicht der Anspruch ist, gilt: Es muss nicht jedem gefallen.

Ich will nicht den Eindruck erwecken, Punktmacher sei mit Zaha Hadid vergleichbar. Ich bin nicht übergeschnappt. Sie wird für lange, lange Zeit Ikone, Vorbild und Sinnbild für atemberaubende Architektur sein. Auch noch dann, wenn Geschäftsführer, Vertriebs- und Marketingleiter Punktmacher längst vergessen haben – sollten sie Punktmacher je gekannt haben. Ich möchte dennoch über den Umstand philosophieren, dass Architektur zugleich Kommunikation ist. Gut gemacht, folgen beide einer Überzeugung, entspringen einer Idee, werden vom Mut getragen und durch konsequente – oder gar stoische oder unumstößliche – Konsequenz zu etwas Wertvollem.

André Brömmel, Punktmacher GmbH

Wie kaum eine andere Person, hat Zaha Hadid zwei Dinge vereint: Klarheit und Konsequenz. Ihre Architektur ist wie eine Handschrift, einzigartig, schön, fließend, wiedererkennbar und eines jeden Blickes wert.

Kreativität ≠ Idee

Es sei erwähnt, dass im Verständnis von Punktmacher eine Idee nicht identisch ist mit Kreativität. Während Kreativität eine abstrakte Begrifflichkeit ist, mitunter vorgeschoben wird ob seiner Unantastbarkeit, ist die Idee etwas Konkretes, das sich greifen, begreifen, gedanklich erfassen lässt und das sich traut, anzuecken. Und während Kreativität auf ewig folgenlos bleibt, ist es eine Idee, die Menschen zum Weinen bringen kann.

Messner Mountain Museum, Gipfel des Kronplatzes, erbaut und von der Architektin Zaha Hadid entworfen (Quelle: istockphoto)

Kreativität für sich hat keinen Impact. Nie hat ein Mensch aufgrund von Kreativität geweint. Ideen haben Menschen zum Weinen gebracht. Für Ideen haben Menschen alles in Kauf genommen. Mitunter sogar den Tod. Und das ist der Unterschied. Der Impact macht die Idee so mächtig – und es Unternehmen so schwer, sich für sie zu entscheiden. Denn Impact kann Menschen (Zielgruppen) in jedwede Richtung lenken. Auch in ungewünschte Richtungen. Daher ist es leichter aber zugleich fahrlässiger, sich für eine kreative Lösung zu entscheiden, die wirkungslos ihr Dasein fristet.

André Brömmel, geschäftsführender Gesellschafter Punktmacher GmbH

Was man über Zaha Hadid liest ist nicht wichtig. Das, was Zaha Hadid gesagt hat, das ist wichtig.

Die, die 2004 als erste Frau den Prizker-Preis gewann, der Preis, der als weltweit bedeutendste Auszeichnung für Architekten gilt, wurde mitunter als Diva betrachtet. Doch Zeit ihres Lebens, früh inspiriert von Supermatisten (und Punktmacher musste zugegebenermaßen nachschlagen, dass es sich dabei um eine „von Gegenstandsbezügen befreite konstruktive Kunstrichtung” handelt) und geometrischen Mustern, Dynamik und Energie, ist sie ihrer Überzeugung gefolgt. Diese Überzeugung lässt sich aus ihren Zitaten erlesen. Und mit dieser oder einer ähnlichen Überzeugung könnte und sollte die Kommunikation oder vielmehr jene, die sie erstellen, beseelt sein.

Heydar Aliyev Center, Aserbaidschan, entworfen von Zaha Hadid (Quelle: istockphoto)

Überzeugt, dass es tatsächlich ihre Worte sind, haben die Aussagen – so oder so – enorme Bedeutung und Kraft:

There are 360 degrees, so why stick to one?

Zaha Hadid

Architecture is like writing. You have to edit it over and over so it looks effortless.

Zaha Hadid

Know what it is that you are trying to find out.

Zaha Hadid

I really believe in the idea of the future.

Zaha Hadid

People say I design architectural icons. If I design a building and it becomes an icon, that’s ok.

Zaha Hadid

You have to really believe not only in yourself; you have to believe that the world is actually worth your sacrifices.

Zaha Hadid

You really have to have a goal. The goal posts might shift, but you should have a goal. Know what it is you want to find out.

Zaha Hadid

I think about architecture all the time. That’s the problem. But I’ve always been like that. I dream it sometimes.

Zaha Hadid

Seestation von Salerno an der Küste von Salerno, entworfen von Zaha Hadid (Quelle: istockphoto)

Wer akzeptiert, dass Architektur eine Form der Kommunikation ist, wird verstehen, warum es so wichtig ist, per se nichts als gegeben hinzunehmen. Es gilt die Botschaft. Nicht – nach Hadid – die Symbolik. Dabei ist nichts anders zu machen aus Prinzip. Es gilt vielmehr, Fragen zu stellen. Denn was gestern war, kann auch morgen noch gut sein. Es kann jedoch auch sinnvoll oder notwendig sein, Veränderungen zu treiben. Einigkeit herrscht, dass Architektur im Verständnis von Hadid nicht Kunst ist. Ebenso kann demzufolge Kommunikation nicht Kunst sein. Wird sie es, so ist es Kunst.

Heydar Aliyev Center, Baku. Entworfen von Zaha Hadid (Quelle: istockphoto)

Ihr Zitat „Architecture is like writing. You have to edit it over and over so it looks effortless“ spricht jenen aus der Seele, die es sich weder der Worte noch der Gestaltung leicht machen – nicht aus Selbstkasteiung oder aus einem bestimmten Gehabe heraus, sondern weil es die, um die es geht, Betrachter, Leser oder Zielgruppen, verdient haben, das Beste zu sehen oder zu lesen. Dieses immer und immer wieder Walken, Infrage stellen und Verbessern, ist nötig, um „mühelos“ zu erscheinen.

Riverside Museum, Glasgow. Entworfen von Zaha Hadid (Quelle: istockphoto)

Unerschrocken – Adjektiv und Ausdruck einer Einstellung ohne Widerstand sein zu wollen

Die „einzigartige Linienführung, die Klarheit und Unerschrockenheit” sowie ihre Fähigkeit, ausdrucksstarke und sanfte Kurven in sich zu vereinen … Beschreibungen, die mit Zaha Hadid eng verbunden sind. Wenngleich einige „Grundzüge des Brutalismus“ sehen möchten, kann man sich ihrer Architektur nicht entziehen. Es ging um das Ergebnis, ohne – wie sie sagt – einen „symbolischen“ (ikonographischen) Anspruch zu verfolgen. Ergebe es sich hinterher, das ihre Architektur genau das werde, so sei es für sie „o.k.”

Hungerburgbahn Standseilbahn, Innsbruck. Entworfen von der Architektin Zaha Hadid (Quelle: istockphoto)

Ohne Zweifel: Sie hatte Stil. Muss das nicht für Unternehmen und damit auch für Werbeagenturen gelten?

Wiedererkennbar zu sein oder zu werden ist die Kernaufgabe einer Marke und derer, die sie konzipieren und fortan entwickeln, führen, gestalten, hegen und pflegen. Getrieben von äußeren Einflüssen des Wettbewerbs darf sich der geneigte Betrachter wechselwillig zeigen – Geschäftsführung, Marketing und nicht zuletzt alle Mitarbeitenden sollten hingegen der Idee der Marke konsequent folgen und sie zu dem machen, was sie qua Definition ist. Nach Gabler kann Marke als „die Summe aller Vorstellungen verstanden werden, die ein Markenname oder ein Markenzeichen bei Kunden hervorruft bzw. beim Kunden hervorrufen soll, um die Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden.” Nicht verkaufen. Verkaufen ist Aufgabe des Vertriebs. Unterscheiden. Das ist Kommunikation. Und damit Marketing. Das ist Stil. Zaha Hadid hat gesagt, wie es geht:

You have to be very focused and work very hard, but it is not about working hard without knowing what your aim is.

Zaha Hadid

Es war mir Anliegen und Freude zugleich.

André Brömmel

André Brömmel, 7. Oktober 2023
Auf den Punkt:

Von der Architektur kann die Kommunikation, das Marketing, lernen. Und umgekehrt. Denn beide verfolgen – wissentlich oder unwissentlich – die gleichen Ziele. Wiedererkennbar zu sein und einen Impact zu erzeugen auf jene, die sich mit eben dieser Architektur oder Kommunikation identifizieren können. Und weil Totalität nicht der Anspruch ist, gilt: Es muss nicht jedem gefallen.