Fortbildung bei der Typoakademie Berlin

News vom 2. Januar 2025
Auf den Punkt:

In dem eintägigen Workshop der Typoakademie ließ sich Punktmacher Geschäftsführer André Brömmel in Sachen Mikro- und Makrotypografie fortbilden. Die Essenz: Kleinste Veränderungen können die Lesbarkeit von Texten dramatisch beeinflussen – sowohl zum Guten wie auch zum Schlechen. Das Seminar wurde von Wolfgang Beinert, Kommunikationsdesigner und Typograf aus Berlin, durchgeführt.

Typografie: die Kunst, mit Schrift zu gestalten

Insbesondere in der B2B-Kommunikation reichen Bilder allein nicht aus, um Zielgruppen zu aktivieren. Dazu braucht es immer auch einen überzeugenden Text, der inhaltlich wie auch gestalterisch überzeugt.

 

Seit 1995 habe ich gute Gestaltung gesammelt und analysiert. Die Erkenntnis: gute Gestaltung ist zumeist eine Kombination aus kurzem Text und einem Bild mit Fokus. Dabei haben Schriftart, Größe, Schriftschnitt und Abstände großen Einfluss auf Zielgruppen.

André Brömmel, Gesellschafter Punktmacher GmbH

 

Erfolgreiche Kommunikation besteht zumeist aus der Kombination von Bild und Text. Dabei gilt insbesondere bei Texten, dass diese lesbar sein müssen. Und hier trennt sich die Spreu sehr oft vom Weizen.

Wie stark die Lesbarkeit von Texten sich verändert, zeigt das Beispiel. Dabei wurden bei gleichbleibender Schriftart lediglich Schriftschnitt, Zeilenabstand, Blocksatz, Kapitälchen sowie andere Anführungszeichen verwendet, was u.a. zu besserer Lesbarkeit führt.

Wolfgang Beinert erläutert Makro- und Mikrotypografie

Wie so oft sind es die Details, die den großen Unterschied machen. Entsprechend des Pareto-Prinzips könnte man auch sagen: 80 % eines Schrift-Satzes sind vermutlich in 20 % der Zeit hergestellt. Um dem Text jedoch den Feinschliff zu geben und damit die Lesbarkeit zu verbessern, braucht es weitere Zeit, um sich der perfekten Schrift-Gestaltung zu nähern. Dabei – und das ist bemerkenswert – können sich Grafiker, Mediengestalter nicht allein auf Zahlen verlassen. Vielmehr ist ein genaues Auge, ein gutes Gespür für Textfluss sowie Ausprobieren nötig.

Das Wissen der Makro- und Mikrotypografie ist erheblich, um Texte ansprechend zu gestalten. Den großen Unterschied in Lesbarkeit, Attraktivität, Verständnis von Texten machen häufig nur winzige Kleinigkeiten. Daher bleibt diese „Kunst“ jenen vorbehalten, die sich dauerhaft damit auseinandersetzen und ein gutes Gespür für Formen, Größen und Inhalte besitzen – oder sich erarbeiten.

Der Unterschied zwischen Makro- und Mikrotypographie liegt in der Ebene der Gestaltung und Details im Schriftsatz:

  • Makrotypographie: Befasst sich mit dem großen Ganzen – das Layout, die Anordnung von Textblöcken, die Wahl von Schriftarten, Zeilenabstand, Seitenränder und Gesamtharmonie der Gestaltung.
  • Mikrotypographie: Kümmert sich um die Feinheiten – z. B. Kerning (Abstand zwischen Buchstaben), Ligaturen, Trennungen, Satzzeichenabstände, optische Ausrichtung und die Lesbarkeit auf Zeichenebene.

👉 Kurz gesagt: Makro = Layout und Struktur, Mikro = Details und Feinschliff.

Die Lesbarkeit einer Schriftart verändert sich bei kleiner/größer werdender Schriftgröße

Wer davon ausgeht, dass die z.B. in InDesign die Standardeinstellung „automatisch“ das perfekte Abbild einer Schrift liefert, liegt falsch. Vielmehr kann es passieren, dass die gleiche Schriftart bei kleinerer Schriftgröße zusammenläuft und folglich schlechter lesbar wird. In diesem Falle ist Augenmaß nötig, um der Schrift mehr Luft zu geben. Eine mathematische Formel oder Prozentsätze dafür gibt es nicht. Hier ist Sensibilität, ein geschultes Auge und Erfahrung nötig.

Nichts neues, aber interessant, zu sehen: die Wirkung ein und der selben Schrift verändert sich mitunter dramatisch, wenn die Schriftgröße sich ändert. Im Beispiel hier läuft die Schrift in der kleinen Größe zusammen. Daher muss hier händisch nachgesteuert und die Laufweite manuell verändert werden, um dieses Zusammenlaufen der Buchstaben zu vermeiden und die Lesbarkeit zu verbessern.

Detail: Schriftgröße (mm) vs. Punktgröße (pt oder px)

Schriftgröße und Punktgröße werden häufig genutzt, um ein und das selbe auszudrücken. Dabei handelt es sich allerdings um zwei unterschiedliche Dinge. In der Abbildung unten sind 6 Schriftarten in gleicher Punktgröße abgebildet. Die Erkenntnis: Die Schriftgröße variiert enorm. Die Schriftgröße wird in mm angegeben und – einfach formuliert – gemessen von der oberen Kante der Oberlänge bis zur unteren Kante der Unterlänge. Dabei ist die Angabe in Millimetern wichtig, weil diese im Vergleich zu Pixeln (px) oder Punkten (pt) eindeutig definiert und nachzumessen ist. Typometer (s. Abb.) liefern dabei nur ungenaue Angaben.

Fangfrage bzw. -Aufgabe: Messen Sie die Punktgrößen der 6 gezeigten Schriften. Das Ergebnis ist – für den einen oder anderen – nicht verwunderlich: die Punktgröße ist bei allen Schriften identisch. Die Erkenntnis ist daher diese: Die Punktgröße sagt nichts aus. Entscheidend ist die Darstellung der Schriften im Layout. Auch hier gibt es keine Formeln, sondern nur ein ausgewiesenes Gespür kann für einladende Gestaltung sorgen, die zum Lesen einlädt.

Abgesehen davon, dass Typometer je nach Hersteller variieren, ist die Nutzung selbiger bzw. das Messen von Punktgrößen aufgrund der unterschiedlichen Darstellung bei gleicher Punktgröße irrelevant.

Beispiel für gute Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand sowie kompletter Satz

Als gutes Beispiel einer Satzarbeit kann nachfolgende Veröffentlichung dienen. Von unterschiedlichen Textgrößen, Schriftschnitten bis hin zu Zeilenabständen und Laufweiten wurden verwendet, um Overline, Headline, Subline, Bodycopy, Zitat mit Zitatgeber sowie Bildunterzeilen oder Quellangabe attraktiv darzustellen. Wie gewünscht, springt das Auge von der Headline über die Subline zum Zitat – ist das inhaltlich attraktiv genug, wird der Leser in den Text hineinlesen. Diese Leserführung ist wichtig und macht eine weitere Herausforderung guter Kommunikation deutlich: Der Inhalt muss relevant bzw. attraktiv sein.

Die Formel dazu:

visuell führen + relevante Botschaften liefern = Chance auf Conversion erhöhen

Nicht im Typo-Seminar enthalten: ein sensationelles Beispiel des ausgewogenen Einsatzes von Schriften, Größen, Laufweiten, Abständen, Kapitälchen u.v.m. (Quelle: architektur.aktuell)

Erkennbar ist, dass der häufig genannte „Mut zum Weißraum“ auch für den Satz von Schrift gilt. Wer relevante Inhalte über Text transportieren möchte, tut gut daran, der Satzarbeit hohe Aufmerksamkeit zu schenken.

Aus jeder Perspektive ein Genuss: Schönes Schriftbild (Quelle: architektur.aktuell)

Overline, Headline, Subline und Bodycopy

Als wichtigstes Transportmittel kann man die Kombination aus Bild und Headline bezeichnen. Die sog. Overline und Subline können zum Verständnis beitragen – und zugleich auch für eine attraktivere Gestaltung sorgen.

Hier stimmt die Gewichtung der Informationen, die durch die Größen der Schriften erzeugt wird. (Quelle: architektur.aktuell)

Auch in der um 90 Grad gedrehten Ansicht wird sichtbar, dass der Text gestaltet wurde. Detail: es wurde – entgegen vieler anderer redaktioneller Satzarbeiten – kein Blocksatz verwendet, sondern ein Flattersatz (darüber hinaus existieren u.a. Englischer Flattersatz, Rauhsatz und handkorrigierter Rauhsatz).

Ein harmonische Bild, auch erzeugt durch sog. „Mut zum Weißraum.“ (Quelle: architektur.aktuell)

Grundlinien-Raster geht nicht über alles

Die sklavische Einhaltung eines Grundlinienrasters kann mitunter zu unschöner Gestaltung führen. Es kann sinnvoll sein, bei Hervorhebungen wie z.B. Zitaten, Infokästen das Grundlinienraster zu ignorieren zugunsten der Attraktivität des gesamten Textes.

Starke Satzarbeit durch die Grafik. (Quelle: architektur.aktuell)

Gern vergessen wird, dass es beim Satz von Text auf die Inhalte und deren Gewichtung ankommt. Man spricht in diesem Zusammenhang gern auch von der Didaktik, der Lehre des Lernens und meint: die Inhalte eines Textes sollen dem Leser schließlich etwas vermitteln, er soll etwas „lernen“ – sind die Inhalte unattraktiv dargestellt, verweigert sich das Auge, so findet ein Lernen nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen statt. (Quelle: architektur.aktuell)

Sie benötigen Unterstützung oder sind auf der Suche nach einer Typographie, die zur Ihrem Unternehmen passt – Willkommen bei Punktmacher.

News vom 2. Januar 2025
Auf den Punkt:

In dem eintägigen Workshop der Typoakademie ließ sich Punktmacher Geschäftsführer André Brömmel in Sachen Mikro- und Makrotypografie fortbilden. Die Essenz: Kleinste Veränderungen können die Lesbarkeit von Texten dramatisch beeinflussen – sowohl zum Guten wie auch zum Schlechen. Das Seminar wurde von Wolfgang Beinert, Kommunikationsdesigner und Typograf aus Berlin, durchgeführt.