Typografie: die Kunst, mit Schrift zu gestalten
Insbesondere in der B2B-Kommunikation reichen Bilder allein nicht aus, um Zielgruppen zu aktivieren. Dazu braucht es immer auch einen überzeugenden Text, der inhaltlich wie auch gestalterisch überzeugt.
Seit 1995 habe ich gute Gestaltung gesammelt und analysiert. Die Erkenntnis: gute Gestaltung ist zumeist eine Kombination aus kurzem Text und einem Bild mit Fokus. Dabei haben Schriftart, Größe, Schriftschnitt und Abstände großen Einfluss auf Zielgruppen.
Erfolgreiche Kommunikation besteht zumeist aus der Kombination von Bild und Text. Dabei gilt insbesondere bei Texten, dass diese lesbar sein müssen. Und hier trennt sich die Spreu sehr oft vom Weizen.
Wolfgang Beinert erläutert Makro- und Mikrotypografie
Wie so oft sind es die Details, die den großen Unterschied machen. Entsprechend des Pareto-Prinzips könnte man auch sagen: 80 % eines Schrift-Satzes sind vermutlich in 20 % der Zeit hergestellt. Um dem Text jedoch den Feinschliff zu geben und damit die Lesbarkeit zu verbessern, braucht es weitere Zeit, um sich der perfekten Schrift-Gestaltung zu nähern. Dabei – und das ist bemerkenswert – können sich Grafiker, Mediengestalter nicht allein auf Zahlen verlassen. Vielmehr ist ein genaues Auge, ein gutes Gespür für Textfluss sowie Ausprobieren nötig.
Der Unterschied zwischen Makro- und Mikrotypographie liegt in der Ebene der Gestaltung und Details im Schriftsatz:
- Makrotypographie: Befasst sich mit dem großen Ganzen – das Layout, die Anordnung von Textblöcken, die Wahl von Schriftarten, Zeilenabstand, Seitenränder und Gesamtharmonie der Gestaltung.
- Mikrotypographie: Kümmert sich um die Feinheiten – z. B. Kerning (Abstand zwischen Buchstaben), Ligaturen, Trennungen, Satzzeichenabstände, optische Ausrichtung und die Lesbarkeit auf Zeichenebene.
👉 Kurz gesagt: Makro = Layout und Struktur, Mikro = Details und Feinschliff.
Die Lesbarkeit einer Schriftart verändert sich bei kleiner/größer werdender Schriftgröße
Wer davon ausgeht, dass die z.B. in InDesign die Standardeinstellung „automatisch“ das perfekte Abbild einer Schrift liefert, liegt falsch. Vielmehr kann es passieren, dass die gleiche Schriftart bei kleinerer Schriftgröße zusammenläuft und folglich schlechter lesbar wird. In diesem Falle ist Augenmaß nötig, um der Schrift mehr Luft zu geben. Eine mathematische Formel oder Prozentsätze dafür gibt es nicht. Hier ist Sensibilität, ein geschultes Auge und Erfahrung nötig.
Detail: Schriftgröße (mm) vs. Punktgröße (pt oder px)
Schriftgröße und Punktgröße werden häufig genutzt, um ein und das selbe auszudrücken. Dabei handelt es sich allerdings um zwei unterschiedliche Dinge. In der Abbildung unten sind 6 Schriftarten in gleicher Punktgröße abgebildet. Die Erkenntnis: Die Schriftgröße variiert enorm. Die Schriftgröße wird in mm angegeben und – einfach formuliert – gemessen von der oberen Kante der Oberlänge bis zur unteren Kante der Unterlänge. Dabei ist die Angabe in Millimetern wichtig, weil diese im Vergleich zu Pixeln (px) oder Punkten (pt) eindeutig definiert und nachzumessen ist. Typometer (s. Abb.) liefern dabei nur ungenaue Angaben.
Beispiel für gute Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand sowie kompletter Satz
Als gutes Beispiel einer Satzarbeit kann nachfolgende Veröffentlichung dienen. Von unterschiedlichen Textgrößen, Schriftschnitten bis hin zu Zeilenabständen und Laufweiten wurden verwendet, um Overline, Headline, Subline, Bodycopy, Zitat mit Zitatgeber sowie Bildunterzeilen oder Quellangabe attraktiv darzustellen. Wie gewünscht, springt das Auge von der Headline über die Subline zum Zitat – ist das inhaltlich attraktiv genug, wird der Leser in den Text hineinlesen. Diese Leserführung ist wichtig und macht eine weitere Herausforderung guter Kommunikation deutlich: Der Inhalt muss relevant bzw. attraktiv sein.
Die Formel dazu:
visuell führen + relevante Botschaften liefern = Chance auf Conversion erhöhen
Erkennbar ist, dass der häufig genannte „Mut zum Weißraum“ auch für den Satz von Schrift gilt. Wer relevante Inhalte über Text transportieren möchte, tut gut daran, der Satzarbeit hohe Aufmerksamkeit zu schenken.
Overline, Headline, Subline und Bodycopy
Als wichtigstes Transportmittel kann man die Kombination aus Bild und Headline bezeichnen. Die sog. Overline und Subline können zum Verständnis beitragen – und zugleich auch für eine attraktivere Gestaltung sorgen.
Auch in der um 90 Grad gedrehten Ansicht wird sichtbar, dass der Text gestaltet wurde. Detail: es wurde – entgegen vieler anderer redaktioneller Satzarbeiten – kein Blocksatz verwendet, sondern ein Flattersatz (darüber hinaus existieren u.a. Englischer Flattersatz, Rauhsatz und handkorrigierter Rauhsatz).
Grundlinien-Raster geht nicht über alles
Die sklavische Einhaltung eines Grundlinienrasters kann mitunter zu unschöner Gestaltung führen. Es kann sinnvoll sein, bei Hervorhebungen wie z.B. Zitaten, Infokästen das Grundlinienraster zu ignorieren zugunsten der Attraktivität des gesamten Textes.
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